von Simone Sommer
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Im Rahmen der Reihe „Unterschiedliche Entwicklungsstände von Räumen“ kam die ehemalige Schülerin Ann-Kristin Reinkenhoff in den Leistungskurs Geographie von Herrn Blank, um über die Textilindustrie in Ghana (und global) einen Vortrag zu halten. Im Anschluss an diesen Vortrag führten die Schülerinnen Sandra Schildkamp und Christina Smagulov ein Interview mit Ann-Kristin.

Ann-Kristin legte 2016 bei uns ihr Abitur ab. Ich freue mich, dass sie uns wieder besucht hat und mit ihrer Expertise einen Einblick in die textile Wirtschaft geben konnte.

 

 Interview Geographie

Ann-Kristin Reinkenhoff

Wie bist du auf deinen Studiengang zum Thema Textilien gekommen?

Ich habe mir einen Studienführer angeschaut, ganz klassisch in einer Zeitschrift. Mein Vater hatte sie mir gekauft und dann bin ich alle Fächer durchgegangen und habe kategorisch ausgeschlossen, was ich nicht studieren möchte und bin dann auf die Kultur- und Literaturwissenschaften gestoßen. Das war eine ganz kleine Box unten in den Sprachwissenschaften und dann habe ich mich in verschiedenen Unis in NRW beworben und gesagt: Ich möchte da mal reinschnuppern. Dann bin ich an der TU Dortmund gelandet und durfte mir zwei Nebenfächer aussuchen. Eins davon war Kulturanthropologie des Textilen und da bin ich hängen geblieben.

Hat dich Erdkunde – als dein ehemaliger Leistungskurs hier an der Schule – dazu inspiriert, das zu studieren?

Inspiriert vielleicht nicht, aber Erdkunde war schon immer eine große Leidenschaft und das Geographiewissen hilft auf jeden Fall. Wir haben uns nicht die Textilindustrie angeguckt aber wir haben uns hier globale Zusammenhänge angeschaut und das fand ich schon immer spannend. Ob man sich jetzt die Soja-Produktion oder den Baumwoll-Anbau anschaut, es gibt verblüffend viele Parallelen.

Was sind deine Ziele in deinem Studiengang und was willst du danach mit diesem Studiengang erreichen?

Ich habe in Dortmund und Oldenburg meinen Schwerpunkt auf Textilien gelegt, beziehungsweise war das vorgeschrieben bei uns im Fach. Und ich bin jetzt gerade in einem sehr freien Master. Das heißt, ich studiere jetzt nur noch Kulturanthropologie mit meinem persönlichen Fokus auf Textil. Ich habe gesagt, ich möchte das immer weiter durchziehen und habe das dann auch, bevor ich mich für den Master beworben habe, mit den Professorer und Professorinnen besprochen, ob das möglich ist. Ich bleibe also den Textilien treu und mein Ziel ist das ganze natürlich schon auch in meiner Arbeitswelt irgendwann unterzubringen. Mein Traum wäre auf jeden Fall weiter Erwachsenenbildung zu machen, vielleicht auch so Workshops, wie wir es jetzt gerade gemacht haben und Menschen über dieses, für mich sehr sehr wichtige Thema textile Nachhaltigkeit und globale Prozesse in der Textilindustrie, zu informieren, sie dazu aufzurufen über ihren eigenen Konsum zu reflektieren; sich darüber Gedanken zu machen. Das ist, was ich vielleicht auch ändern kann, als einzelne Person hier vor Ort, während ich gleichzeitig aber auch nicht die ganze Last und den Weltschmerz der Globalisierung auf meinen Schultern tragen möchte und das Ganze zu verbinden mit einer Faszination für Textilien, für Mode, Freude am Nähen, am Einkaufen. So kann ich Menschen dazu bringen, darüber nachzudenken, was in der Welt passiert am Beispiel von Textilien.

Gab es unerwartete Überraschungen während des Studiums?

In meinem Fach lernt man sehr schnell, dass eigentlich alles überall dazugehört und ein wichtiges Learning war zu sagen, es gibt Menschen, die sich besser auskennen in anderen Fächern und die um Hilfe zu bitten und darauf zu bauen, dass Vernetzungen eine ganz wertvolle Hilfe sein können. Ich würde sagen, das Schöne am Textilen ist eigentlich, dass man alles dadurch erzählen kann. Also man kann sich mit verschiedenen Kulturen beschäftigen, mit verschiedenen Kleidungsstilen, mit Geschichte, mit Modegeschichte, mit Industriegeschichte, mit dem Nachhaltigkeitsaspekt, mit sozialen Fragen, mit Fragen von Sexismus und Rassismus zum Beispiel und Textilien bieten einfach viele Möglichkeiten. Und deswegen ist es so wichtig sich damit zu beschäftigen und da freue ich mich immer wieder drüber und da ist immer wieder ein „aha"-Moment dabei, wo man sich denkt: „auch das kann man gut an Kleidung erkennen zum Beispiel".

Was würdest du den Schülern und Schülerinnen, die gerade auf Berufs- oder Studiensuche sind, mitgeben, aus deinen eigenen Erfahrungen?

Ich würde auf jeden Fall sagen ihr müsst nicht an die Unis! Also nehmt euch diesen Druck zu sagen: „Es wird erwartet von mir zu studieren". Es gibt wunderbare Ausbildungsberufe und Berufe mit sehr viel mehr Praxis da draußen. Und studieren kann man immer noch. Zudem gibt es auch Möglichkeiten diese Sachen zusammen zu bringen. Informiert euch gut darüber und vor allen Dingen traut euch zu scheitern. Also wenn ihr jetzt feststellt: „das ist nicht das richtige für mich", seid ehrlich mit euch selbst. Und das hab ich auch gemacht, ich habe meinen Bachelor abgebrochen und woanders zu Ende geführt und das hat meinen Lebensweg nur bereichert und sehr viele spannende Kontakte und auch Lebenserfahrungen eingebracht und deswegen würde ich sagen: Mut zur Lücke, Mut zum Scheitern, Mut zur Ausbildung und wichtig informiert euch, sprecht mit Menschen, geht mal einen Tag an die Uni, nehmt sowas wie Boy‘s und Girl‘s Day mit, macht Praktika und findet heraus was es gibt, weil es gibt so viel mehr als die „klassischen“ Berufe.

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